Nach der großen Rallye von Anfang 2021 bis Mitte 2022 ist fast so etwas Ernüchterung in der sonst so euphorischen Start-Up und FinTech Szene eingekehrt. Statt rekordträchtiger Finanzierungsrunden mit immer höheren Bewertungen bestimmten im ersten Quartal Entlassungswellen und Insolvenzen die Berichterstattung über Start-Ups im Allgemeinen und FinTechs im Besonderen. Die hohe Burn Rate, die zu den Hochzeiten von den VCs fast schon als Ausweis des Skalierungswillens angesehen wurde, wird immer mehr Start Ups gerade im kapitalintensiven FinTech Bereich zum Verhängnis. Der Runway wird immer kürzer und – wenn möglich - via Bridge Financing durch Shareholder Loans, Convertible Loans oder Venture Debt verlängert. Doch auch wenn Dealcount und Dealvolumina teils um mehr als 50% im Vergleich zu (zugegebenermaßen auch sehr starken) Vorjahreswerten eingebrochen sind, gibt es weiterhin ganz beachtliche FinTech-Deals im DACH-Raum. In der nachfolgenden Tabelle haben wir einige dieser Deals als Zeichen, dass noch etwas geht, zusammengestellt. Dabei zeigt sich, dass es in fast allen erdenklichen FinTech Spielarten noch Deals gab.

Folgende Beobachtungen haben wir dabei gemacht:

1. Investment-Plattformen: Einige der Privatanleger, die im Zuge der Hausse an den Börsen mit all ihren Auswüchsen (Meme-Aktien) die Kapitalmärkte für Investments oder Glückspiel für sich entdeckt hatten, haben der Börse mittlerweile wieder den Rücken zugekehrt. Selbst im traditionell aktienskeptischen Deutschland hat sich die Zahl der Privatanleger aber (wohl nachhaltig) erhöht. So finden sich nicht wenige FinTechs rund um die private Geldanlage unter denen die Geld einsammeln konnten.
2. Crypto: Trotz Crypto-Winter, FTX und Genesis Insolvenz glauben Investoren weiterhin an Blockchain-basierte Geschäftsmodelle.
3. ESG: Dass ESG nicht nur ein Hype-Thema ist, sondern die Finanzmärkte nachhaltig (Pun intended) verändern wird, spiegelt sich in einigen Deals wieder. Spannende FinTech-Gründungen rund um ESG und ESG-Compliance Themen werden zunehmen. Gleiches gilt ohne Frage auch für AI.
4. Ausweislich der Liste ziehen aber auch noch „klassische“ Geschäftsmodelle, also Payment und Insurance

MiFid, EMIR, ESPCR, PSD, etc… FinTech-Geschäftsmodelle sind einer Vielzahl spezifischer Regulierungen ausgesetzt. Auch der zuvor (teilweise etwas wilde) Crypto-Bereich hat mit der MiCAR nun eine eigene Regulierung erfahren. Insbesondere bei den Themen ESG und AI ist mit (weiterer) Aktivität des Gesetzgebers zu rechnen. Unabhängig davon, ob man (gute) Regulierung als Wettbewerbsvorteil ansieht oder als Innovationsbremse müssen sich FinTechs dieser Herausforderung stellen, wenn sie auf dem deutschen oder europäischen Markt tätig sein wollen. Die „normalen“ rechtlichen Aufgabenbereiche Start-Ups (zum Beispiel Corporate, Finanzierungsrunden, Mitarbeiterbeteiligungen, Arbeitsrechht) kommen noch on top.

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