Instant Payments werden verpflichtend - Welche Angebote kann die Zahlungsindustrie daraus entwickeln? | Payment Services Law Blog | GÖRG Blog

Instant Payments werden verpflichtend - Welche Angebote kann die Zahlungsindustrie daraus entwickeln?

Gestern (26.10.2022) hat die Europäische Kommission einen Entwurf für eine Verordnung, mit der alle Zahlungsdienstleister, die Überweisungen anbieten, zum Empfang und zum Angebot von Instant Payments verpflichtet werden.

Instant Payments sind danach Überweisungen, bei denen der Zahlungsauftrag zu jeder Zeit beim Zahlungsdienstleister eingehen kann, dieser jederzeit unverzüglich verarbeitet werden kann, dem Zahlungsempfänger innerhalb von 10 Sekunden nach Eingang der Zahlungsanweisung gutgeschrieben werden muss und die zusätzlich zu einer Wertstellung am selben Tag führen.

Die Verordnung soll Zahlungsdienstleister zum Angebot und zur Erreichbarkeit verpflichten. Ausgenommen sind Zahlungsinstitute und E-Geldinstitute. Die Umstellung zum Empfang der Instant Payments muss spätestens innerhalb von 6 Monaten, jene zur Versendung innerhalb von 12 Monaten nach dem Inkrafttreten der Verordnung erfolgt sein.

Ein Knackpunkt: Im Unterschied zu bisher dürfen die Kosten für Verbraucher nicht mehr höher sein als für andere entsprechende Überweisungen in Euro. Das erwartungsgemäß kostengünstige Angebot wird also wohl die überwiegende Zahl der Verbraucher zur Nutzung von Instant Payments anstatt üblicher Überweisungen bewegen.

Eine Entschleunigung der Instant Payments ist in zwei Sonderfällen vorgesehen. Erstens, wenn es Diskrepanzen zwischen dem „payment account identifier“ und dem angegebenen Namen gibt. Der Zahlungsdienstleister muss dann u.a. zunächst den Zahler unmittelbar auf die Diskrepanz hinweisen, bevor dieser die Zahlung autorisieren kann. Zweitens, wenn das vorgeschriebene Sanction Screening eine Zahlung verhindert. Eine besondere Herausforderung ist, wie einerseits dem nicht ganz simplen Feld des Sanktionsrechts genüge getan und andererseits sekundenschnelle Bezahlungen ermöglicht werden sollen. Hier ist in der Folge keine regelmäßige Echtzeit-Überprüfung für Instant Überweisungen vorgesehen.

Instant Payments sind bereits seit einiger Zeit Teil der Diskussionen um einen Aufbruch in der europäischen Zahlungsindustrie und zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen. Die Strategie der Kommission sieht die Stärkung der europäischen Zahlungsbranche und des Wettbewerbs durch Instant Payments vor und nennt diesen Punkt wiederholt.

Während zwar die systemisch-technischen Grundvoraussetzungen bereits durch die Spezifikationen des European Payment Council gelegt sind, sieht die Europäische Kommission noch Verbesserungspotenzial in der praktischen Umsetzung. Die vorgestellten Regelungen sollen zukünftig unmittelbar anwendbar sein und entfalten im Kollisionsfall auch Vorrang vor nationalen Regelungen.

Es ist anzunehmen, dass die Fortschritte im Aufbau der Instant Payment Zahlungsinfrastrukturen auch Synergieeffekte mit der Entwicklung des Digital Euro erzeugen sollen, etwa wenn eine Wallet-Aufladung mittels Instant Payments erfolgen kann.

Vorhandene Infrastrukturen können so auch eine Grundlage für die Entwicklung neuer Applikationen am Point of Interaction werden oder bereits entworfenen Konzepten zur Umsetzung verhelfen. Während bestehende Netzwerkeffekte und Marktkonzentration den Markt hemmen können, besteht eine Chance, dass die flächendeckende Einführung gewisser Standards auch den Aufbau unternehmens- oder grenzüberschreitender Anwendungen fördert.

Der Vorschlag der Kommission soll nicht nur dazu anregen, Mindestmaßstäbe, die Verbraucher aus der alltäglichen Kommunikation in anderen Bereichen gewohnt sind, verpflichtend auch im Zahlungsverkehr umzusetzen. Die bloße Erfüllung dieser Vorgaben sichert noch keinen wirtschaftlichen Erfolg. Die Frage ist wohl weiter zu fassen.

Wird es Akteuren der Zahlungsindustrie gelingen, Instant Payments in gelungene Rezepte zu wandeln, welche das Verbraucher-Erlebnis so verbessern, dass Sie bestimmte Dienste nutzen wollen? Nur dann ist die Realisierung der wirtschaftlichen Chancen der neuen Regulierung zu erwarten.

  • xing
  • linkedin
  • twitter
Kategorien

, ,